Omega (Zum Tod eines lieben Menschen)

Die dürren Hände zittern, ringen,
„Laßt mich heimgehn, quält mich nicht
mit Pflastern und Kanülenschlingen!“
- Der Arzt will anders, widerspricht -
„Laßt mich sterben“, stockt die Zunge,
und zum dritten Mal das Flehen:
„Heim!“ erstickt es bald die Lunge,
fast will’s das Licht zu früh verwehen.

Gar gnädig sei dir armer Magd
dein Gott im Himmel, wie auf Erden!
Zuende ist die üble Jagd,
vielleicht im Jenseits neues Werden.
Der Sturm hat jetzt genug gewütet,
der Brand der Lungen knistert leise.
Dein Wille, bis zum Schluß gehütet,
geleitet dich zur letzten Reise

nach Hause, wo die Alten, Freunde,
Geschwister, Vater, Mutter warten,
nach mehr als neunzig Wintern scheu’nde
Schimären, bleicher Edengarten,
aufzublühen neu bereit, ersehnt
und still erlebt in langen Jahren,
der Erinnerung entlehnt,
wo sie doch immer bei dir waren.

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